1. Juni 2023

GFS-Umfrage: Bevölkerung will die Energiewende für mehr Unabhängigkeit und Versorgungssicherheit

Eine klare Mehrheit der Schweizer Bevölkerung unterstützt den Ausbau der erneuerbaren Energien im Inland. Zu diesem Resultat gelangt eine aktuelle und repräsentative Umfrage von gfs.bern, die im Auftrag des Verbands Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen (VSE) durchgeführt wurde. Gemäss Umfrage wird der Ausbau der erneuerbaren Energien als geeignete Massnahme gesehen, um die Versorgungssicherheit zu stärken, die Abhängigkeit vom Ausland zu reduzieren und gleichzeitig den Umweltschutz zu fördern.

Gemäss den Ergebnissen der Umfrage äusserten insgesamt 59% der Befragten eine eher positive oder sehr positive Einstellung zur gegenwärtigen Energiepolitik in der Schweiz. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage vor einem Jahr entspricht dies einer Zunahme der Unterstützung um 3%. Die Unterstützung besteht unabhängig von Geschlecht und Alter. Ein Stadt-Land-Graben ist ebenfalls nicht feststellbar. Einzig die SVP-Anhängerschaft lehnt die aktuelle energiepolitische Ausrichtung der Schweiz knapp ab (53% Ablehnung).

Mehr Sicherheit. Mehr Unabhängigkeit. Mehr Nachhaltigkeit.

Ausschlaggebend für die Unterstützung der Energiewende sind drei Prämissen:

  1. Die Energiewende stärkt die Versorgungssicherheit

Die Versorgungssicherheit hat für die Bevölkerung weiterhin höchste Priorität. 93% der Befragten erachten die Förderung der erneuerbarern Energien und der Energieeffizienz im Inland als sinnvolle Massnahmen zur Verhinderung einer Strommangellage. Hierbei erhalten alle erneuerbaren Produktionstechnologien (Geothermie, Windkraft, Biomasse, Wasserkraft und Solarenergie) mit mindestens 72% hohe Zustimmungswerte. Als am sinnvollsten erachtet werden Solaranlagen auf bestehender Infrastruktur wie Autobahnen und Staumauern sowie Gebäuden und an Fassaden (97%). Eindeutig befürwortet werden auch der Bau neuer Stauseen an ehemaligen Gletscherstandorten sowie für Windräder, die vom eigenen Haus aus auf einem Hügel sichtbar sind.

  1. Die Energiewende reduziert die Importabhängigkeit vom Ausland

Der Ausbau erneuerbarer Energien zur Reduzierung der Importabhängigkeit und Bekämpfung der Abhängigkeit von nicht-demokratischen Ländern wird von 76% der Befragten als wichtigster Grund für die Zustimmung zur aktuellen Energiepolitik genannt, während eine klare Mehrheit (58%) Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien im Ausland kritisch betrachtet.

  1. Die Energiewende schützt Klima und Umwelt

Die klare Mehrheit der Befragten (77%) stimmt der Aussage zu, dass die Förderung erneuerbarer Energien den Umweltschutz fördert. Knapp zwei Drittel sind aber auch der Meinung, dass Landschaft und Natur nicht bedingungslos für den Ausbau erneuerbarer Energien geopfert werden sollten. Dennoch befürworten 59% Abstriche beim Umweltschutz für erneuerbare Energien, und eindrückliche 69% unterstützen es, die Beschwerdemöglichkeiten einzuschränken, um den Ausbau der Energieinfrastruktur zu beschleunigen. Es besteht auch die Überzeugung einer deutlichen Mehrheit, dass ein sofortiger Umstieg auf erneuerbare Energien zwingend erforderlich ist, um die Klimakatastrophe abzuwenden.

Keine Zustimmung für neue Atomkraftwerke

Die Bevölkerung sieht in der Kernkraft weiterhin keine Rolle im zukünftigen Energiesystem. Weder der Bau neuer Kernkraftwerke der aktuellen Generation, die bereits in Betrieb sind und beispielsweise in Frankreich und Finnland gebaut werden, noch die Entwicklung von Kernkraftwerken der vierten Generation, finden eine Mehrheit in der Bevölkerung. Nur 34% befürworten erstere, während 43% letztere unterstützen. Die geringe Zustimmung zur Kernkraft wird auch durch die niedrige Unterstützung (35%) für die Vorstellung, ein neues Atomkraftwerk anstelle vieler neuer erneuerbarer Energien wie Windräder, Solarmodule in den Bergen oder Wasserkraftwerke zu bevorzugen, untermauert.

Die Energiewende darf etwas kosten

Die Bevölkerung ist mehrheitlich nicht der Ansicht, dass die Energiewende zu teuer ist, sondern hält es für wichtiger, sie unabhängig von den Kosten konsequent voranzutreiben. Eine grosse Mehrheit (90%) ist sogar bereit, selbst in die Energieproduktion zu investieren. Es besteht ein breiter Konsens, dass die Energieeffizienz gefördert werden soll, und eine deutliche Mehrheit (70%) signalisiert Bereitschaft, über tausend Franken für den Ersatz alter Haushaltsgeräte mit hohem Stromverbrauch auszugeben. Die Bereitschaft, in eine Photovoltaik-Anlage oder Gebäudesanierung zu investieren, sinkt ab einer bestimmten Kostenhöhe. Dennoch ist eine klare Mehrheit (72%) bereit, auf gewohnte Verhaltensweisen zu verzichten, um den eigenen Stromverbrauch zu senken und zur Versorgungssicherheit beizutragen.

Stromabkommen mit der EU geniesst breiten Rückhalt

73% der Bevölkerung würden den Abschluss eines Stromabkommens mit der EU begrüssen. Die Zustimmung bleibt auch dann über 50%, wenn dafür Kompromisse von Seiten der Schweiz erforderlich wären. Mit Ausnahme der FDP- und SVP-Anhängerschaft besteht parteiübergreifend die mehrheitliche Bereitschaft, notwendige Kompromisse einzugehen.

 

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