2. August 2021
Die Energiewende braucht Planungssicherheit und mehr Akzeptanz
Man ist sich einig trotz Ablehnung des CO2-Gesetzes: Der Klimawandel findet statt und er entwickelt sich immer mehr zur Klimakrise. Damit verbunden sind Unsicherheiten und Risiken, die Gift sind für die Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft. Der Handlungsbedarf ist gegeben und er ist dringlich.
Anders aber als in der Corona-Krise, wo zuerst noch fieberhaft nach Medikamenten und Impfstoffen geforscht werden musste, sind die Instrumente und Lösungen zur Bewältigung der Klimakrise heute bereits bekannt, erprobt und breit verfügbar. Immobilien lassen sich auf erneuerbare Heizsysteme umstellen und mit einer Sanierung der Gebäudehülle effizient gestalten. Die Elektrifizierung der Mobilität nimmt gewaltig Fahrt auf. Die grossen Automarken stellen um und das Angebot an ökologischen Fahrzeugen nimmt rasant zu. Bereits in 10 Jahren soll eine Mehrheit der Personenwagen elektrisch unterwegs sein.
Wo wir zu wenig rasch vorwärts kommen, ist beim Ausbau erneuerbarer Energien. Das hat weniger mit Technologie zu tun, als vielmehr mit politischen Rahmenbedingungen und mangelnder gesellschaftlicher Akzeptanz. Unsere Energieversorgungsunternehmen und Finanzinstitute investieren vorwiegend in Europa, weil sich dort ihre Investitionen rechnen. Mittlerweile hat die Schweizer Energiewirtschaft in Europa erneuerbare Infrastrukturen aufgebaut, die für rund 12 TWh erneuerbaren Strom sorgen, Jahr für Jahr. In der Schweiz fehlen solche Investitionsanreize und der Ausbau der erneuerbaren Energien geht deshalb nur schleppend voran. Der Bundesrat will die Gesetzgebung jetzt anpassen. Ob die gewählten Instrumente tatsächlich zielführend sind, wird die nun einsetzende politische Debatte um die Gestaltung der Energiezukunft zeigen.
Neben dem technologischen Fortschritt und der Innovation sowie förderlichen politischen Rahmenbedingungen, braucht es eine aufgeschlossene Bevölkerung, die bereit ist, in die Veränderung zu investieren und diese zu zulassen. Damit wir hier Fortschritte erzielen, ist viel transparente und gute Kommunikation gefordert. Die Energiewende lässt sich nur zusammen mit der Bevölkerung auf den Weg bringen. Erst wenn die Energiewende und der Klimaschutz als Chance und nicht als Belastung für unser Land akzeptiert sind, werden wir die nötige Beschleunigung beim Umbau unseres Energiesystems erfahren. Partizipation und Dialog sind hierzu der Schlüssel zum Erfolg.
Stefan Batzli, Co-Geschäftsführer aee suisse