24. Oktober 2022

Wald, Holz und Klima: 7 Fliegen auf einen Streich!

Der Rohstoff Holz ist ein Schlüsselelement im Kampf gegen den drohenden Klimawandel. Wie komplex jedoch die Berechnung der Klimafreundlichkeit von Holz ist, zeigte ein kürzlich erschienener NZZ Artikel auf. Einfliessen müssen nicht nur der CO2-Ausstoss durch Energiegewinnung und die CO2 Absorption, welche ein Baum über sein Leben leistet, sondern weitere, nicht zu vernachlässigende Aspekte. Wie der Wertstoff Holz jedoch im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann erklärt Holzenergie-Experte Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz, in diesem Beitrag anhand von sieben Punkten.

Der Rohstoff Holz ist ein Schlüsselelement im Kampf gegen den drohenden Klimawandel. Wie komplex jedoch die Berechnung der Klimafreundlichkeit von Holz ist, zeigte ein kürzlich erschienener NZZ Artikel auf. Einfliessen müssen nicht nur der CO2-Ausstoss durch Energiegewinnung und die CO2 Absorption, welche ein Baum über sein Leben leistet, sondern weitere, nicht zu vernachlässigende Aspekte.

So betonte beispielsweise Harald Buchmann Professor für Waldökologie an der ETH Zürich, dass lediglich ein gesunder Wald effizient CO2 Emissionen speichern könne. Ohne gezielten Baumschlag, steige die Baumdichte und somit auch das Risiko von Sturmschäden sowie Krankheiten. Totholz, welches in der Folge in nichtbewirtschafteten Wäldern liegen bleibt, setzt erheblich schneller CO2 frei als in bewirtschafteten Wäldern. Baumschlag gehört also zur klimapositiven Wirkung des Waldes dazu. Dass Holz auch nach seinem Abbau noch CO2-bindend wirkt, ist ein weiterer Aspekt, welcher in die Rechnung der Klimafreundlichkeit einfliessen sollte. Bauholz sowie Spanplatten können energieintensive Materialien ersetzen, emittieren zusätzlich über Jahrzehnte keine Treibhausgase und erzielen somit gar eine positive Klimabilanz.

Nichtsdestotrotz muss der Zeitverzögerung bei der CO2 Absorption Rechnung getragen werden, welche durch Abholzung entsteht. So komplex die Berechnungen, so klar die Schlussfolgerung: Mit dem Wertstoff Holz muss verantwortungsbewusst umgegangen werden, damit er uns im Kampf gegen den Klimawandel helfen kann. Im nachstehenden Beitrag erklärt Holzenergie-Experte Andreas Keel in sieben Punkten, wie dies geschafft werden kann.

Wald, Holz und Klima: 7 Fliegen auf einen Streich!

Im Schweizer Wald steht, verteilt auf 535 Millionen Bäume, ein Vorrat von rund 430 Millionen Kubikmetern Holz. Darin sind über 350 Millionen Tonnen CO2 gespeichert. Zum Vergleich: Der jährliche Ausstoss an Treibhausgasen der Schweiz lag 2019 bei 46 Millionen Tonnen.

Unser Wald ist also ein Schlüsselspieler im Kampf gegen den drohenden Klimawandel. Noch effizienter als der Wald selbst ist nur noch das Traumpaar Wald und Holz. Denn die Bäume im Wald leben nicht ewig, sondern sterben eines Tages ab und geben ihr gespeichertes CO2 wieder an die Atmosphäre ab. Aus der CO2-Senke wird dann eine CO2-Quelle. Dieser Prozess lässt sich aufhalten, indem das Holz im Wald vor dem Absterben der Bäume genutzt, zu Gebäuden, Brücken, Möbeln oder anderen Holzprodukten verarbeitet und in erneuerbare Energie umgewandelt wird. Dadurch lassen sich, wie es einst das Tapfere Schneiderlein vormachte, sieben Fliegen auf einen Streich schlagen:

Erstens erfolgten durch den Holzbau ein Outsourcing und eine zeitliche Verlängerung der CO2-Speicherleistung. Zweitens können wir durch den Einsatz des Werkstoffs Holz CO2-intensive Baustoffe wie Stahl und Beton ersetzen – als Faustregel gilt, dass 1 Kubikmeter verarbeitetes Holz die CO2-Emissionen um 700 kg reduziert. Drittens können diese Holzprodukte am Ende ihrer Lebensdauer als Altholz energetisch genutzt und damit zur Substitution fossiler Energien eingesetzt werden, was das Klima zusätzlich entlastet. Viertens fällt bei der stofflichen Verarbeitung des Holzes bis zu 40 Prozent energetisch nutzbares Restholz an. Mit diesem lassen sich zusätzlich fossile Energien und damit CO2-Emissionen einsparen. Fünftens kann man nur dann Gebäude, Brücken, Möbel und andere Produkte aus Holz herstellen, wenn der Wald gepflegt wird. Bei der Waldpflege fallen qualitativ minderwertige Holzsortimente an, welche praktisch nur als Energieholz nutzbar sind. Das ermöglicht es, noch mehr Heizöl und Erdgas zu ersetzen und noch mehr CO2 einzusparen. Sechstens sorgt die Waldpflege für Platz und Licht auf dem Waldboden, sodass sich der Wald verjüngen kann. Und ein junger Wald vermag bekanntlich deutlich mehr CO2 zu speichern als ein alter Bestand mit dicken Bäumen. Und wer dann die hochsommerlichen Temperaturen gar nicht mehr aushält, der findet siebtens nirgends eine derart frische Abkühlung wie in unserem Wald!

 

Autor: Andreas Keel, Geschäftsführer von Holzenergie Schweiz