11. August 2021

Fossile Heizungssysteme haben ein Ablaufdatum

Alle schreiben über Greta Thunberg, ein 16-jähriges Mädchen, das den Grossen dieser Welt ins Gewissen redet. Sie stört sich an der Passivität der Elite, die die Klimakrise nicht energisch genug anpacken will. Ihre Zukunft steht auf dem Spiel und damit die Zukunft aller kommenden Generationen. Thunberg bewegt und löst Proteste aus. Auch hierzulande gehen die Schülerinnen und Schüler auf die Strasse, bleiben dem Schulunterricht fern und «fordern den Klimanotstand».

Unsere Politiker reagieren hilflos. Der Nationalrat bringt es zustande, die dringend nötige Revision des CO2-Gesetzes zu versenken. SVP und FDP legen sich quer und fabulieren darüber, ein wirtschaftsverträglicheres Klimagesetz aufsetzen zu wollen. Wer als Wirtschaftspartei klimaschonende Interventionen immer noch nicht als Chance begriffen hat, hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Wer heute an alten Technologien und Lösungen festhält, bewegt sich direkt in die Sackgasse.

Die Fakten sind klar und liegen auf dem Tisch. Die Klimaerwärmung hat sich zur Klimakrise weiterentwickelt. Leiden wird darunter die ganze Schweiz und die Schweizer Wirtschaft wird es hart treffen. Avenir Suisse, der wirtschaftsfreundliche Think Tank der Schweiz, hat in einer erst kürzlich publizierten Studie darauf hingewiesen, dass der Wintertourimus in den Schweizer Bergen wegen der Klimakrise verschwinden wird. Nicht besser ergeht es der Landwirtschaft: Wasserknappheit, Dürre, Unwetter werden die Produktion von Lebensmitteln nachhaltig stören. Grosse Ernteausfälle werden die Regel sein. Aber auch die allgemeine Arbeitsleistung wird bei zunehmender Hitze massiv zurückgehen.

Man kennt diese Daten. Nur wenige zweifeln noch daran. Was fehlt ist das entsprechende Handeln. Dabei gibt es keine Alternative. Die CO2-Emissionen müssen bis etwa 2050 in der Schweiz auf null herunter. Das bedeutet die vollständige Dekarbonisierung in allen Sektoren. Kein Verbrennen von Öl, Gas und Kohle. Wir haben die Lösungen, um diese Ziele zu erreichen. In der Mobilität ist es die Technologie, die den Markt verändern wird. Elektromobilität ist der grosse Treiber. Immer mehr saubere Fahrzeuge finden einen Abnehmer zu immer günstigeren Preisen. Im Gebäudebereich profitieren wir von einer Vielfalt an erneuerbaren Heizsystemen: Pellet oder Holzschnitzel, Solarthermie, Wärmepumpen, Abwärme, ergänzt mit einer wirksamen Gebäudedämmung und intelligenter Gebäudetechnik. Der Kassensturz hat letzthin vorgerechnet und aufgezeigt, dass erneuerbare Heizsysteme schon heute günstiger zu haben sind als Ölheizungen. Bei einer Vollkostenrechnung lohnen sich fossile Heizsysteme nicht mehr.

Und trotz dieser Fakten schlafwandeln Hauseigentümerverband, SVP und FDP in die Klimakrise. Jetzt, wo die Kantone daran sind, ihre Energiegesetze klimatauglich und damit eben auch wirtschaftsfreundlich auszugestalten, stemmen sie sich mit aller Kraft gegen jede Form von Reform. Die Mustervorschriften der Kantone im Energiebereich MuKEn sind des Teufels. So argumentiert beispielsweise Nationalrat Adrian Amstutz gegen das neue Berner Energiegesetz mit «Immer noch mehr Vorschriften – noch mehr Bürokratie – noch mehr Steuern, Gebühren und Abgaben. Es reicht jetzt!».

Was ist nur los mit unseren Politikern? Es wäre an der Zeit, dass sich die Politik wieder an den Fakten orientiert. Dass die Wissenschaft, die uns derart viel Fortschritt und Wohlstand ermöglich hat, wieder ihrer Bedeutung entsprechend gehört wird. Es wäre an der Zeit, dass die heutigen Entscheidungsträger Verantwortung übernehmen und alles daran setzen, dass auch die nachrückenden Generationen auf einem blauen Planeten leben können. Es wäre wünschenswert, dass wir uns lösen können von alten Mustern und der Innovation eine Chance geben. Die Schweiz hat es in der Hand, voranzugehen und Beispiel zu sein für eine Welt, die mit einem gewaltigen Problem konfrontiert ist. Noch haben wir die Zeit, das Ruder herumzureissen. Ein Zögern, wie das etablierte Parteien in der Vergangenheit und leider auch heute noch praktizieren, ist keine Option.

Es ist zu hoffen, dass sie sich bewegen und endlich Rahmenbedingungen beschliessen, die den Paradigmenwechsel «weg von fossil hin zu erneuerbar» Wirklichkeit werden lassen. Bewegen sie sich nicht, laufen sie in Gefahr, selber bewegt zu werden. Im Oktober sind Wahlen. Hoffen wir, dass dann Bewegung entsteht.

Stefan Batzli, Geschäftsführer AEE SUISSE

energiegesetz-be-ja.ch